Wie gesund ist Bio?
„Die Behauptung, Bio-Lebensmittel seien per se gesünder als konventionell erzeugte Nahrungsmittel, ist schlichtweg falsch. Die EU-Vorschriften sind dafür viel zu locker“, sagt der Ernährungsmediziner Maximilian Ledochowski. Seit Jahren erforscht er das Bio-Segment. „So dürfen fünf Prozent der Inhalte von Bio-Lebensmitteln nicht der Bio-Norm entsprechen. Da wird dann oft der letzte Mist beigemischt. Wenn Ihre Frau eine Torte backt und die Zutaten des Teigs zu fünf Prozent aus dem Misthaufen kommen, würden Sie die Torte dann noch essen?“
Den „letzten Mist“ listen die EU-Verordnungen 834 2007 & DVO 889 2008 recht ungefähr auf: Unverarbeitete pflanzliche Erzeugnisse, Gelatine, Naturdärme, raffinierte Öle und bestimmte tierische Erzeugnisse, dürfen in den 5 Prozent aus konventioneller Landwirtschaft enthalten sein.
Weit präziser aufgeführt sind jedoch jene Substanzen, die in den „95 Prozent aus ökologischem Anbau“ enthalten sein dürfen: So sind Ätznatron, Ätzkali, Wasserstoffperoxide für die Reinigung von Nahrungsmitteln zugelassen. Auch 30 E-Nummern sind erlaubt, wie Schwefeldioxid, Glycerin und Natriumnitrit.
„Das sind die politischen und rechtlichen Kompromisse“, sagt Ledochowski. „wenn Bio zu einer riesigen Industrie verkommt, die die Nachfrage der Masse bedienen soll.“ Strengere Kriterien seien auf riesigen Flächen kaum einhaltbar.
Frau Wegerl wirkt nachdenklich, nachdem sie von diesen Substanzen gehört hat, die ihr höchstens aus dem Chemieunterricht längst vergangener Schultage geläufig sind. „Ein bisschen Chemie“, meint sie, „muss sein.“ Außerdem gehe es bei Bio um mehr. Um bewusstes Einkaufen. Bio mag vielleicht noch in den Kinderschuhen stecken. Aber die Idee findet sie „echt gut".