R E V O L V E R H E L D E N
I R M E N G A R D
W E C K A U F - H A N Z A L, 47
„Im Notfall zielen wir auf das Gesicht und die Genitalien“
Seit Silvester floriert ihr Geschäft: Irmengard Weckauf-Hanzal bietet in Wien Selbstverteidigungskurse aller Art an, die Nachfrage hat sich seit den Vorfällen von Köln verdoppelt. Die Heilpädagogin und staatlich geprüfte Boxlehrwartin hat diverse Martial Arts im Repertoire, lehrt jedoch meist Varianten, die vor allem Frauen und Jugendlichen bei der Selbstverteidigung helfen: „Im Notfall zielen wir auf das Gesicht und die Genitalien, dann hat man eine Chance, auch als körperlich Unterlegener zu gewinnen“, so Weckauf-Hanzal. Wer sich eine Waffe als Schutz zulegen möchte, sollte jedenfalls einschlägige Kurse besuchen, sagt sie: „Eine Bewaffnung sorgt für ein Sicherheitsgefühl – nur kann das irreführend sein, wenn man den Umgang nicht gewohnt ist.“ Beim Pfefferspray sei es in Stresssituationen nicht einfach, den Daumen auf den Abzug zu bringen – dauert es zu lange, ist die Distanzwaffe quasi wirkungslos. Deshalb sei es wichtig, auch andere Selbstverteidigungsformen zu beherrschen.
G E R H A R D P Ö P L, 51
„Schrotflinten kann ich fast wie Leberkässemmeln verkaufen“
Im Schaufenster liegen Pistolen und Pfeffersprays, dahinter stapeln sich Pakete, die auf ihre Kunden warten. So wie Gerhard Pöpl einst: Seit sechs Jahren verkauft der Sportschütze Waffen, seit vergangenem September brummt das Geschäft so richtig, der Kundenstrom reißt nicht ab: „Flinten sind schon seit Oktober aus“, auch das Pfefferspray mit Gelstrahl sei schon seit Monaten vergriffen, erzählt Pöpl, „und Schrotflinten kann ich fast wie Leberkässemmeln verkaufen“. Das sei nicht nur bei ihm so. In ganz Österreich sehe es in Waffenläden ähnlich aus. Die Gründe? „Die erfahrenen Waffenbesitzer decken sich mit Waffen ein, weil sie fürchten, dass das Waffengesetz strenger wird.“ Doch das sei nicht alles: „Wir haben jetzt ein Klientel, das wir früher nicht hatten: Angehörige von Polizisten, Ministeriumsmitarbeiter, vereinzelt Hausfrauen. Es scheint schon so, als habe die Nachfrage mit der steigenden Zahl an Flüchtlingen zu tun.“
K A R L S O U S E K, 6 7
„Der Revolver gibt mir das Gefühl, nicht wehrlos zu sein“
Karl Sousek war noch ein Kind, als er das erste Mal mit Waffen hantierte. Es war die alte Seitenwaffe seines Vaters aus dem zweiten Weltkrieg. Damals hat ihn das Interesse gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen: „Mich hat bei Waffen immer die Technik interessiert.“ Mittlerweile fasziniert ihn auch der Umgang mit Schusswaffen – die Kombination aus Konzentration, Körperbeherrschung und Technik, die es für den perfekten Schuss braucht. Seit 35 Jahren ist Sousek Sportschütze, zwei Mal in der Woche steht er am Schießstand: „Wenn man aufpasst, ist der Sport absolut sicher. In all den Jahren hat mich nur einmal ein Abpraller am Oberarm getroffen, außer einem blauen Fleck ist nichts passiert.“ Privat sammelt der Pensionist Waffen, auch ein Revolver befindet sich in seinem Besitz. Zur Selbstverteidigung, wie er sagt. Gebraucht hat er ihn noch nie, möchte aber für den Ernstfall vorbereitet sein: „Der Revolver gibt mir das Gefühl, nicht wehrlos zu sein.“
H A N S N., 6 5
„Wer Scheiße bauen will, der besorgt sich eine Waffe sowieso illegal“
Er schießt schon mehr als sein halbes Leben, seit mehr als vier Jahrzehnten hat er eine Waffenbesitzkarte und seit den 1990er Jahren sogar den Waffenpass, der das Mitführen einer Waffe erlaubt. Und doch hätte er früher nie daran gedacht, privat eine Waffe zu tragen. Früher. Mittlerweile ist Gaston, wie Hans N. seine Glock nennt, steter Begleiter, wenn der Pensionist und seine Frau in abgelegenen Gegenden spazieren gehen „oder wo generell eine Bedrohung entstehen könnte“.
N. trainiert regelmäßig im Schützenverein, er genießt das Vereinsleben: „Schießen ist ein toller Sport“. Außerhalb möchte er nie eine Waffe ziehen müssen. Das wolle niemand. Darum findet er es „nicht okay, Waffenbesitzer als böse darzustellen. Wenn der Gesetzgeber Waffen erlaubt, muss er den Besitzern auch das Vertrauen entgegenbringen, dass diese verantwortungsvoll damit umgehen.“ Denn: „Wer Scheiße bauen will, der besorgt sich eine Waffe sowieso illegal.“
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© Nina Strasser / NEWS
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„Im Notfall zielen wir auf das Gesicht und die Genitalien“
Seit Silvester floriert ihr Geschäft: Irmengard Weckauf-Hanzal bietet in Wien Selbstverteidigungskurse aller Art an, die Nachfrage hat sich seit den Vorfällen von Köln verdoppelt. Die Heilpädagogin und staatlich geprüfte Boxlehrwartin hat diverse Martial Arts im Repertoire, lehrt jedoch meist Varianten, die vor allem Frauen und Jugendlichen bei der Selbstverteidigung helfen: „Im Notfall zielen wir auf das Gesicht und die Genitalien, dann hat man eine Chance, auch als körperlich Unterlegener zu gewinnen“, so Weckauf-Hanzal. Wer sich eine Waffe als Schutz zulegen möchte, sollte jedenfalls einschlägige Kurse besuchen, sagt sie: „Eine Bewaffnung sorgt für ein Sicherheitsgefühl – nur kann das irreführend sein, wenn man den Umgang nicht gewohnt ist.“ Beim Pfefferspray sei es in Stresssituationen nicht einfach, den Daumen auf den Abzug zu bringen – dauert es zu lange, ist die Distanzwaffe quasi wirkungslos. Deshalb sei es wichtig, auch andere Selbstverteidigungsformen zu beherrschen.
G E R H A R D P Ö P L, 51
„Schrotflinten kann ich fast wie Leberkässemmeln verkaufen“
Im Schaufenster liegen Pistolen und Pfeffersprays, dahinter stapeln sich Pakete, die auf ihre Kunden warten. So wie Gerhard Pöpl einst: Seit sechs Jahren verkauft der Sportschütze Waffen, seit vergangenem September brummt das Geschäft so richtig, der Kundenstrom reißt nicht ab: „Flinten sind schon seit Oktober aus“, auch das Pfefferspray mit Gelstrahl sei schon seit Monaten vergriffen, erzählt Pöpl, „und Schrotflinten kann ich fast wie Leberkässemmeln verkaufen“. Das sei nicht nur bei ihm so. In ganz Österreich sehe es in Waffenläden ähnlich aus. Die Gründe? „Die erfahrenen Waffenbesitzer decken sich mit Waffen ein, weil sie fürchten, dass das Waffengesetz strenger wird.“ Doch das sei nicht alles: „Wir haben jetzt ein Klientel, das wir früher nicht hatten: Angehörige von Polizisten, Ministeriumsmitarbeiter, vereinzelt Hausfrauen. Es scheint schon so, als habe die Nachfrage mit der steigenden Zahl an Flüchtlingen zu tun.“
K A R L S O U S E K, 6 7
„Der Revolver gibt mir das Gefühl, nicht wehrlos zu sein“
Karl Sousek war noch ein Kind, als er das erste Mal mit Waffen hantierte. Es war die alte Seitenwaffe seines Vaters aus dem zweiten Weltkrieg. Damals hat ihn das Interesse gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen: „Mich hat bei Waffen immer die Technik interessiert.“ Mittlerweile fasziniert ihn auch der Umgang mit Schusswaffen – die Kombination aus Konzentration, Körperbeherrschung und Technik, die es für den perfekten Schuss braucht. Seit 35 Jahren ist Sousek Sportschütze, zwei Mal in der Woche steht er am Schießstand: „Wenn man aufpasst, ist der Sport absolut sicher. In all den Jahren hat mich nur einmal ein Abpraller am Oberarm getroffen, außer einem blauen Fleck ist nichts passiert.“ Privat sammelt der Pensionist Waffen, auch ein Revolver befindet sich in seinem Besitz. Zur Selbstverteidigung, wie er sagt. Gebraucht hat er ihn noch nie, möchte aber für den Ernstfall vorbereitet sein: „Der Revolver gibt mir das Gefühl, nicht wehrlos zu sein.“
H A N S N., 6 5
„Wer Scheiße bauen will, der besorgt sich eine Waffe sowieso illegal“
Er schießt schon mehr als sein halbes Leben, seit mehr als vier Jahrzehnten hat er eine Waffenbesitzkarte und seit den 1990er Jahren sogar den Waffenpass, der das Mitführen einer Waffe erlaubt. Und doch hätte er früher nie daran gedacht, privat eine Waffe zu tragen. Früher. Mittlerweile ist Gaston, wie Hans N. seine Glock nennt, steter Begleiter, wenn der Pensionist und seine Frau in abgelegenen Gegenden spazieren gehen „oder wo generell eine Bedrohung entstehen könnte“.
N. trainiert regelmäßig im Schützenverein, er genießt das Vereinsleben: „Schießen ist ein toller Sport“. Außerhalb möchte er nie eine Waffe ziehen müssen. Das wolle niemand. Darum findet er es „nicht okay, Waffenbesitzer als böse darzustellen. Wenn der Gesetzgeber Waffen erlaubt, muss er den Besitzern auch das Vertrauen entgegenbringen, dass diese verantwortungsvoll damit umgehen.“ Denn: „Wer Scheiße bauen will, der besorgt sich eine Waffe sowieso illegal.“
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Sie sind normale Bürger – und doch auch wieder nicht: Das Wochenmagazin NEWS porträtierte vier Österreicher, die gern mit Waffen hantieren.