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Über 30.000 Menschen sterben pro Jahr in den USA durch Schusswaffen. Viele Amerikaner hängen dennoch an ihren Schießeisen.

 

Sieben Kinder pro Tag | Die Anti-Waffen-Lobbyisten der Brady Campaign geben in ihren Berechnungen für die Jahre 2009 bis 2013 an, dass im Schnitt 297 Menschen täglich durch Schusswaffen verletzt oder getötet wurden. Darunter seien 41 verletzte sowie sieben getötete Kinder und Jugendliche pro Tag. Pro Jahr sterben demnach über 32.000 Menschen durch Schusswaffen, davon über 11.000 durch Mord. Knapp 20.000 Selbstmorde werden jedes Jahr mit Schusswaffen verübt und 561 Menschen sterben durch Unfälle mit Schusswaffen. Laut Berechnungen der University of Sydney sterben knapp 11 von 100.000 Menschen in den USA durch Schusswaffen. Einer Studie des American Health Journal zufolge besteht zumindest für die Vereinigten Staaten ein signifikanter Zusammenhang zwischen der hohen Verbreitung von Schusswaffen und der hohen Anzahl von Morden, die mit ihnen verübt wurden.

 

Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr Schusswaffen in Privatbesitz: Schätzungen der University of Sydney zufolge befinden sich zwischen 270 und 310 Millionen Schusswaffen in zivilem Eigentum. Anders ausgedrückt: Auf 100 Einwohner kommen 88,8 Schusswaffen. Je nach Bundesstaat variiert die Anzahl stark. Einer Studie des American Journal of Public Health zufolge reicht die Bandbreite dabei von 25,8 Prozent in Hawaii bis zu 76,8 Prozent in Mississippi. Über alle 50 Bundesstaaten gerechnet, besitzen durchschnittlich 51,7 Prozent aller Amerikaner eine Schusswaffe. Laut einer Gallup-Umfrage sind Schusswaffen in 37 Prozent der US-Haushalte zu finden.

 

Doch wer darf in den USA eigentlich Waffen besitzen? | Zusätzlich zum Federal Law regeln Gesetze auf bundesstaatlicher Ebene Besitz, Verkauf und Gebrauch von Feuerwaffen. Viele dieser bundesstaatlichen Gesetze berufen sich dabei auf das Second Amendement der US-Verfassung, welches jedem US-Bürger das Recht garantiert, Feuerwaffen zu tragen. Bundesstaatliche Gesetze können sich aber sehr stark vom Federal Law unterscheiden und sind zum Teil auch weniger restriktiv als dieses. Welches Gesetz im Falle eines Prozesses das Bestimmende ist, ist nicht final geklärt.

 

Die Gesetze sind je nach Bundesstaat sehr unterschiedlich ausgestaltet. Eine Waffe verdeckt zu führen, ist in allen Bundesstaaten erlaubt; in vielen Bundesstaaten kann man die Waffe aber auch offen tragen. Bundesstaaten wie etwa Texas oder Mississippi verlangen keinerlei Lizenzierung oder Registrierung, um eine Waffe zu erwerben bzw. zu besitzen.

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P R O   J A H R   I N   A M E R I K A

US Präsident Barack Obama bei einer Pressekonferenz für ein schärferes Waffenrecht

 

 

Am Ende seiner Amtszeit kamen Präsident Barack Obama die Tränen: Am 5. Jänner 2016 wurde er angesichts der vielen Amerikaner, die jedes Jahr ihr Leben durch Schusswaffen lassen, emotional. Sein Maßnahmenpaket zur Einschränkung der Waffengewalt soll den Kongress umgehen und stützt sich auf die Exekutivvollmachten des Präsidenten. Ob dies haltbar ist, ist aufgrund der verworrenen rechtlichen Situation und des erbitterten Widerstands der Republikaner unklar. Auch die Bevölkerung ist gespalten. Einer Gallup-Umfrage in derselben Woche zufolge sprechen sich nur 38 Prozent für striktere Waffengesetze aus. 34 Prozent sind demnach zufrieden mit dem Status quo, 15 Prozent plädieren gar für eine Lockerung.

 

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